Datenschutz

1. Definitionen

1.3. Privatheit in einer digitalen Welt

Die Entwicklung des Web 2.0, d.h. die Möglichkeit, sich mit anderen zu vernetzen, Inhalte zu erzeugen und diese mit anderen zu teilen, stellt das Thema "Schutz der personenbezogenen Daten" noch einmal vor ganz neue Herausforderungen. Nie war es leichter und nie waren die Nutzerinnen und Nutzer bereitwilliger, Persönliches von sich Preis zu geben.

Die SINUS-Studie zur Lebenswelt der 14-18 Jährigen in Deutschland beschreibt, dass es bei den Kindern und Jugendlichen sehr wohl ein Bewusstsein für die Problematik rund um die Preisgabe persönlicher Informationen gibt (Calmbach et al. 2016: "Wie ticken Jugendliche?", Seite 215f), aber sie sich in dem sog. "Privacy Paradox" befinden: "Damit wird das Phänomen beschrieben, dass die Nutzer den Schutz ihrer Privatsphäre zwar generell für wichtig halten, dies aber nicht unbedingt auf ihr Handeln übertragen." (Klicksafe 2015: "Ethik macht Klick", Baustein 1 "Privatsphäre im Blick", Seite 18). Für die Kinder und Jugendlichen ist es essentiell, online zu sein, um sozial nicht abgehängt zu werden. Sie nutzen verschiedene Onlinedienste, um mit ihrer Clique in Kontakt zu bleiben, sehr wohl wissend, dass Unternehmen, die hinter diesen Diensten stehen, diese Daten auslesen. Die Jugendlichen selbst sehen keine Möglichkeit, diesen Fakt zu verhindern:

Ich hoffe mal, dass es mehr Gesetze geben wird, die gerade Google oder so einschränken ein bisschen. Dass sie halt nicht alles überwachen
können. Oder auch das mit der Werbung, dass man so angepasste Werbung bekommt. Wenn man das so sieht, ich habe zum Beispiel für meinen Abiball nach Kleidern gesucht im Internet und es kommen jetzt immer noch irgendwelche Vorschläge für Abschlussballkleider. Da fühlt man sich schon ein bisschen beobachtet.
(Jugendliche, die im Rahmen der SINUS-Studie befragt wurde. In Calmbach et al. 2016: "Wie ticken Jugendliche?", Seite 216)

Eine andere Perspektive auf das Thema "Privatheit" hat die "Post-Privacy-Bewegung", die davon ausgeht, dass der Schutz der personenbezogenen Daten in einer global vernetzten Welt schlicht nicht leistbar ist und damit Offenheit und der Verlust der Privatsphäre die einzige Lösung ist. Man könne demnach frei über Krankheiten, politische Meinungen sowie Haltungen, das persönliche Weltbild und Finanzen sprechen. Ein offenes und tolerantes Miteinander würden diese Möglichkeiten unterstützen. Unter anderem an dieser Stelle wird diese Bewegung stark attackiert. Sie würde eine Scheinwelt skizzieren, die nicht der Realität entspricht. Vielmehr sind Daten der Nutzerinnen und Nutzer die Währung der Zukunft, - ein Geschäft, dass sich die Unternehmen sicherlich nicht entgehen lassen werden.